Das Muffatwerk wird 25 – für alle Kultur-Münchner ein Grund zum Feiern!

Muffathalle | © Muffatwerk

Es scheint in der Natur dieses Ortes zu liegen, dass von dort die Stadt erst mit Wasser, dann mit Strom und schließlich mit Kultur versorgt wird. Denn erst stand dort ein Brunnenhaus, dann folgte ein kombiniertes Dampf- und Wasserkraftwerk und schließlich seit nunmehr einem Vierteljahrhundert eine Veranstaltungshalle. Als wäre dieser Ort, der 1837 am Stadtrand lag und nun als Kulturstätte einen ungewöhnlich zentralen Platz in München behauptet, schon immer das pumpende Herz dieser Stadt gewesen. Ungewöhnlich zentral nämlich, weil das Gebäudeensemble erst als Muffathalle, dann als Muffatwerk auch als Spielort einer Popkultur genutzt wird, die bis dato gerne an die Peripherie geschoben wurde. Dabei hatte sich die Muffathalle in den Achtzigern als ideale Tennishalle des Stadtwerkesportvereins bewährt.

Denn erstens war die Miete für den Sportverein ungewöhnlich billig. Und zweitens garantierte diese Tennishalle den eingeweihten Mitarbeitern der Stadtwerke einen optimalen Parkplatz in der Innenstadt. Als die Programmverantwortlichen darin aber trotzdem eine wunderbare weitere Spielstätte für die Münchner Biennale entdeckten, wäre die Halle nach der erstmaligen Verwendung für Musiktheater auch als zusätzlicher Raum des benachbarten Gasteig vorstellbar gewesen. Stattdessen überzeugten die heutigen Betreiber des Muffatwerks, Christian Waggershauser und Dietmar Lupfer, den Münchner Stadtrat mit einem Konzept, das die Halle sowohl der Hoch- als auch der Popkultur zuführte, allen Künsten, von der bildenden bis zur darstellenden Kunst, zugeneigt ist und das die Gesellschaft mit einem interkulturellen Programm zudem auf eine zunehmende Urbanisierung vorbereitet.

Eine kleine Kostprobe für das zu erwartende Programm lieferte vorab das von Lupfer veranstaltete Konzert der Formation Stein um den damals noch bei den Einstürzenden Neubauten mitwirkenden FM Einheit, die Klangkünstlerin Ulrike Haage und die einstige Rainbirds-Sängerin Katharina Franck. Mit einer kleinen Geldkassette saß Lupfer damals selbst am Eingang der noch nicht zur Konzerthalle umgebauten Muffathalle und gab den Kassierer. So, wie er es ja auch schon bei seinen zahlreichen anderen Konzerten im Loft oder in der Kulturstation getan hatte. Zusammen mit Waggershauser, der unter anderem schon den Wahlkampf der Grünen-Politikerin Petra Kelly mitgestaltet hatte, stemmte Lupfer in der Muffathalle fortan ein Programm, das Experimentelles mit vermeintlich Kommerziellem paart, so dass mitunter auch die ausverkauften Konzerte von Publikumsmagneten kostenaufwendigere Produktionen gegenfinanzieren. Unvergessen bleiben dabei Abende wie die, an denen die Avantgarde-Gruppe Art Zoyd auf Großleinwand projizierte Stummfilme live vertonte. Oder der Auftritt der Krautrocklegende Faust vor einer Handvoll Zuschauer, die das Konzert schließlich vom Eingang aus verfolgten, weil die Halle selbst von der Band zugeräuchert wurde.

Chris und Carla von der US-amerikanischen Band The Walkabouts wohnten damals dem Spektakel begeistert bei. »Als wir lasen, dass Faust in der Muffathalle spielen, befürchteten wir, keine Eintrittskarten mehr zu bekommen«, sagte Chris Eckmann. Lupfer, der sich mit dem Konzert eigentlich auch einen eigenen Wunsch erfüllen wollte, verpasste den Auftritt, weil er ein anderes von ihm veranstaltetes Konzert der Band Die Haut im Backstage an der Donnersberger Brücke betreute. Die dafür eingeplante Mitarbeiterin war nämlich kurzfristig erkrankt – der Chef musste ran! Als ein andermal die Band Calexico in der Muffathalle zusammen mit dem befreundeten Singer-Songwriter Chris Cacavas spielte, wurde ihnen im Anschluss noch einmal der hauseigene Biergarten geöffnet, weil es an jenem lausigen Sonntag sonst keine Möglichkeit gegeben hätte, wo die Musiker in München noch hätten feiern können.

Solche Gastfreundschaft, mit der Künstler im Muffatwerk empfangen werden, kommt wohlgemerkt nicht nur den wirklich großen Acts, die hier auftreten, zugute, der katalanischen Theatergruppe La Fura Dels Baus zum Beispiel oder den Flaming Lips, deren Show hier jede Millenniumsparty in den Schatten stellte. Das Muffatwerk war und ist auch ein Ort, wo eine Münchner Szene wachsen kann. In eigenen Veranstaltungen, aber auch in Kooperationen wie zum Beispiel der Konzertreihe Munich Rocks. Möge dieses Herzstück der Stadtkultur noch lange für und nach uns schlagen! ||

25 JAHRE MUFFATWERK
Zellstr. 4 | bis 19. Sept. | verschiedene Zeiten
Tickets: 089 54818181

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