Peter Tilling spielt mit seinem Ensemble Erranti ein Ständchen für Peter Ruzicka. Ein Treffen unter Freunden.
Am 3. Juli feiert Peter Ruzicka, facettenreicher Komponist, Dirigent, Hamburger Opernintendant und Leiter verschiedener Festivals, unter anderem in Salzburg und 1996 bis 2014 der »Münchener Biennale für Neues Musiktheater«, seinen 70. Geburtstag. Am 8. Juli (11 Uhr) wird er im Literaturhaus mit Musik und Gespräch und tags darauf um 20 Uhr in der Black Box des Gasteig mit einem umfang- und beziehungsreichen Konzert geehrt. Beide Male spielt unter Leitung von Peter Tilling dessen »Ensemble Erranti«, bestehend zu einem guten Teil aus Münchner Musiker, das im Dezember selbst seinen bereits zehnten Geburtstag begehen kann.
Die Instrumentalisten haben schon mehrfach Werke Ruzickas uraufgeführt, darunter »Still – Memorial für Posaune und Ensemble«, eine mystisch sich entfaltende, dabei ebenso archaisch wie schmerzensreich anmutende Komposition innerhalb des auf drei Teile angelegten Zyklus’ »Je weiter ich komme«, der nun wieder – noch ohne die geplante »Jagd«– zur Aufführung kommt. Jubilar und Dirigent waren sich schnell einig, dass es auch »Esta noche« des damals 20-Jährigen zu hören gibt. Dieses op. 1 ist eine »Trauermusik« für Tenor (Bernhard Berchtold), Flöte, Englischhorn, Bratsche und Cello für die Opfer des Krieges in Vietnam, der damals, 1967, seinen grausigen Höhepunkt erreicht hatte. Die von Jésus López Pacheco (1930 bis 1997) verfassten Texte widmen sich freilich dem spanischen Bürgerkrieg in den 1930er Jahren. Nicht minder wichtig für das Œuvre Ruzickas ist »… der die Gesänge zerschlug – Stele für Paul Celan« (1985), einen Dichter, den Ruzicka persönlich kannte und dem er unmittelbar nach dessen Suizid 1970 ein Streichquartett sowie 2001 eine Oper widmete. Holger Falk wird die sieben durch Zwischenspiele verbundenen, sehr konzentrierten Gedichtvertonungen singen.
Rund um diese zentralen Werke Ruzickas erklingt der Klaviertrio-Satz »Adagio Adagio« von Hans Werner Henze, der Ruzicka als Mentor seit seinem op. 1 begleitete und sein Vorgänger als Leiter der Biennale war, aber auch das Werk eines noch jungen Komponisten, wie sie Ruzicka immer wieder gefördert hat: Philipp Maintz (* 1977) hatte mit »Maldoror« bei der Biennale 2010 großen Erfolg und komponierte mit »Zeige deine Wunde« ein von der gleichnamigen Installation von Joseph Beuys im Lenbachhaus inspiriertes 12-Minuten-Stück für die Kernbesetzung des Ensemble Erranti, also Flöte, Oboe, Klarinette, fünf Streicher, Harfe, Klavier/Celesta und Perkussion, sowie diesmal auch Akkordeon und Posaune. Peter Tilling verarbeitete in »Ein Schatten, schwebend« Material des Klavierstücks »Elegie« von Richard Wagner, das »gleichsam in 13 Takten die Essenz aus ›Tristan‹und ›Parsifal‹bildet«, wie Tilling erklärt, der heuer in Bayreuth die Studienleitung für »Parsifal« übernimmt: »Das klingt bei mir sehr nordisch und skulptural, auch mit einem Hauch Improvisation, was mir sonst als Dirigent und Cellist eher fremd ist.« Abgerundet wird das Konzert mit seiner instrumentalen Auffächerung eines ebenfalls späten und berühmten, beinahe atonalen Klavierstücks von Franz Liszt: »Nuages Gris«. ||
FÜR PETER RUZICKA – PORTRAIT ZUM 70. GEBURTSTAG
Black Box – Gasteig |9. Juli | 20 Uhr | Tickets: 089 54818181
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