Die »Alien Disko« geht in die zweite Runde. Da tummelt sich viel ungewöhnlicher Pop in den Kammerspielen.
Nach dem Erfolg der ersten Ausgabe der »Alien Disko« im letzten Jahr findet dieses von The Notwist kuratierte Festival heuer ein zweites Mal in den Münchner Kammerspielen statt. Damit will man laut Christoph Gurk, Dramaturg für freies Theater und Musik an den Kammerspielen, interessante und innovative Künstler nach München holen, »die man unter den reinen Bedingungen des Konzertmarkts nicht veranstalten könnte«. Dabei hatten Markus und Micha Acher von The Notwist ihr Projekt sehr wohl erst anderen Münchner Konzertveranstaltern vorgestellt. Weil deren Räumlichkeiten zum Wunschtermin aber bereits belegt waren, fragten die Acher-Brüder Christoph Gurk um Rat, der als Dramaturg an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz schon Konzerte der Achers in Berlin veranstaltet hatte. Dass er mittlerweile zu den Münchner Kammerspielen gewechselt hatte, sieht Markus Acher als einen glücklichen Zufall, der seinem Festival immerhin die Räumlichkeiten der Kammerspiele ein ganzes Wochenende lang
offerierte.
Diese Räumlichkeiten werden auch heuer wieder zwei Tage lang parallel bespielt. Weil die Bühnen dabei unterschiedlich groß sind und einzelne Konzerte, wie etwa die beiden kammermusikalischen Auftritte von Michaela Melián (unter anderem auch die Bassistin und Sängerin von Freiwillige Selbstkontrolle) vielleicht mehr Interessierte locken als andere, gibt es für die Besucher keine Garantie dafür, alle präferierten Auftritte sehen zu können. Weil gleichzeitig aber auch andere interessante Konzerte präsentiert werden, ist Markus Acher davon überzeugt, dass man im »Ersatzprogramm« dann umso mehr überrascht wird. Zumal man sich dem Titel nach in einer »Alien Disko« sowieso auf das Fremde, wenn nicht gar Außerirdische, auf verschiedene Musikstile und Genres einlassen soll. Denn »Wir sind viele« ist das urbane Credo der Disko, in der experimenteller Hip-Hop auf schroffen Post-Punk und raumgreifenden Ambient stößt.
Ein besonderes Fest ist den Kuratoren dabei der Auftritt einer bei der ersten »Alien Disko« geborenen Band: Spirit Fest. Zur Gründung dieser Band hatte Markus Acher das von ihm geschätzte japanische Duo Tenniscoats aus Tokio gebeten, schon ein, zwei Wochen vor deren Auftritt nach München zu kommen. Diese Zeit nutzten die Japaner und Acher, sowie Mat Fowler und Cico Beck, um in Nico Sierigs Münchner Studio ein gemeinsames Album aufzunehmen, das im November dieses Jahres unter dem gemeinsamen Bandnamen Spirit Fest bei Morr Music erschien. Mit dem Auftritt von Spirit Fest auf »Alien Disko 2« erntet das Festival also, was es ein Jahr zuvor selbst gesät hatte. Ginge es nach Christoph Gurk, der das Festival der Achers zusammen mit den Veranstaltern von Club zwei unterstützt, dürfte das Festival ruhig jährlich stattfinden. Wichtig ist den Veranstaltern dabei allerdings, dass es eine werbefreie Zone bleibt, in der die hier präsentierte Kultur eben nicht als gesponserte Veranstaltung von ihrer Werbetauglichkeit abhängig ist. Ansonsten hätte Markus Acher auch nichts dagegen, dieses Festival auch mal in Tokio zu machen. ||
ALIEN DISKO
Kammerspiele| 15., 16. Dez.| 20 Uhr | Tickets: 089 23396600
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