Das Jazzfest München lädt zur jährlichen Leistungsschau. Und die kann sich hören lassen.

Wer meint, Weihnachtslieder seien fade, hat das Panzerballett noch nicht gehört| © Chris Kogl

Jan Zehrfeld ist ein Checker. Es geht gar nicht anders, denn sonst würde die Musik des Panzerballetts an der Komplexität des Möglichen scheitern. Die 2004 gegründete Band ist ein Dampfhammer des jazzenden Intellekts, der der Normalität des Erlernbaren die Beschaulichkeit mit der Metal-Keule austreibt. Und das besonders in der Weihnachtszeit, wenn aus Kaufhauslautsprechern wieder der tönende Einfaltssirup tropft. »X-Mas Death Jazz« nennt das Panzerballett sein aktuelles Album, eine Kampfansage an den akustischen Mythos des Puschelig-Kuscheligen, die mit viel Wucht Ohrwürmer von »White« bis »Last Christmas« zerlegt. Zehrfeld geht es dabei nicht um Zerstörung, sondern um eine Neumontage des Gehabten auf einem anderen Energielevel, Spaß und reichlich Konzentration inklusive. Die Platte wurde frisch ins Rennen um die Gunst der Weihnachtsskeptiker geschickt und sie ist auch Grundlage des Programms, mit dem das Panzerballett beim Finale des diesjährigen Jazzfestes München gastiert.

Im Unterschied zu den vorangegangenen Jahren hat das von der Jazzmusiker Initiative München ins Leben gerufene Festival mehrere Etappen. Nach einer Voreröffnung im Oktober und zwei Musik- und Konzertabenden Anfang Dezember werden drei weitere Tage mit Konzerten, Filmen und Projekten gefüllt, die den stilistischen Reichtum der Münchner Szene und assoziierter Künstler dokumentieren. Denn das große Finale des Jazzfestes 2017 präsentiert vom 14. bis 16. Dezember in der Blackbox sehr unterschiedliche Facetten der heimischen Musikwelt. Der Donnerstag gehört den traditionelleren Klängen und bringt mit den Bands des Posaunisten Hermann Breuer, des Pianisten Walter Lang und des Organisten Hans Enzensperger Swing, Bop und Soulverwandtes auf die Bühne.

Freitag ist der Tag der Gegensätze und führt vom weltmusikalischen Crossover mit mongolischen Liedern über das minimalistische Soloprogramm des Gitarristen Andreas Dombert bis hin zum Panzerballett und dessen Weihnachtsschnulzenschredderung. Den Abschluss schließlich übernehmen das Nebelhornensemble Quartetto Barinetto mit vier Baritonsaxofonen, gefolgt von dem kammerjazzigen Duo des Saxofonisten Christian Elin mit dem Pianisten Maruan Sakas, dem Tribes Of Jizu am Ende Hip-Hop-Grooves und Soulsound hinterherschicken. Das Jazzfest München ist damit eine wilde Mischung, die an viele Klangwelten andockt. Aber es ist auch ein Beleg dafür, dass sich die ortsansässige Szene und deren Mitstreiter nicht vor anderen Musikmetropolen Deutschlands verstecken müssen. ||

JAZZFEST MÜNCHEN 2017
Gasteig, Black Box| 14.–16. Dez. | 20 Uhr
Tickets: 089 54818181

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