Warum eine beliebige Ansammlung von Theaterveranstaltungen als Festival verkauft wird: Ein Kommentar zur Münchner Theaterwoche.

Münchner Theaterwoche

Cui Bono?

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Im Theater viel Lärm um Nichts in der Pasinger Fabrik wird mit »Freuhoit in Kräääh-Winkel« eine Posse von Johann Nepomuk Nestroy aktualisiert (v.l.: Denis Fink, Alexander Wagner, Lisa Weismeier, Leon Sandner) © Robert Haas

Seit Januar geistert ein Gespenst durchs Internet: Die »Münchner Theaterwoche – das neue Festival für München« verkündet vollmundig deren Webseite. Nanu, denkt man, was ist denn das? Und stößt drei Monate lang auf eine fast leere Seite, auf der man für 35 Euro einen Voucher für zwei Theatervorstellungen im Juni kaufen kann. Was geboten ist, erfährt man allerdings nicht.

Eine nicht repräsentative Umfrage bei ein paar Bühnen ergibt: Im November 2023 hat der Veranstalter der »langen Nächte«, die münchner kultur gmbh, gemeinsam mit GOP, Gärtnerplatztheater, Deutschem Theater und Iberl Bühne das Konzept vorgestellt und der Kulturszene angepriesen. Im April 2024 trat die münchner kultur an potenzielle Programmpartner heran und bewarb die geplante Veranstaltung als Chance, die »Münchner Theater unter einem Veranstaltungsdach« zu vereinen und noch mehr Menschen auf das »reichhaltige Angebot an hochklassigen Darbietungen« aufmerksam zu machen. Der Termin stand fest, da hatten die Angeschriebenen nichts mitzureden. Im Dezember 2024 klang es dann schon dringlicher: »Wir suchen noch Bühnen und Säle.« Hat offensichtlich geklappt, am 15. April wurde das Programm veröffentlicht.

Was hat also das Publikum davon? Es kann zwei Vorstellungen, eine aus einem großen Haus wie dem Deutschen Theater, wo die Karten sonst tatsächlich teurer sind, aussuchen, und eine Vorstellung einer kleinen Bühne, die mit ihren Preisen oft ohnehin um die 18/20 Euro liegen oder für Menschen mit wenig Geld auch ohne Nachweis der Bedürftigkeit Karten zu fünf bis zehn Euro anbieten. Auch in den großen Häusern gibt es viele Vergünstigungen für junges Publikum und Theatertage für alle, sodass man Karten für 10 bis 15 Euro bekommt. Theaterkarten zum Vorzugspreis und Beratung dazu gibt es außerdem bei der Theatergemeinde. Und zwar ganzjährig. Die bestehenden langen Nächte der Musik oder Museen ziehen vor allem ein Publikum an, das am Eventcharakter interessiert ist und sich mal eine Nacht durch die Stadt treiben lassen will. Dieser Aspekt fällt bei der Theaterwoche schon mal weg.

Warum also dieser Event, für den auf sowieso stattfindende Vorstellungen ein Label geklebt wird? Möglicherweise haben die Veranstaltenden die Hoffnung, dass einige der potenziellen Zuschauer*innen hängen bleiben. Es suchen ja alle nach neuem Publikum. Tatsächlich ist die herrschende Haarfarbe in manchen Theatersälen grau. Dann wäre die Theaterwoche hauptsächlich eine Marketinginstrument, dessen Auswirkungen abzuwarten bleiben. An dessen Wirksamkeit glauben diejenigen, die nicht mitmachen, offensichtlich nicht.

Gewinnen wird auf jeden Fall der Makler, der für seine Vermittlung einen Teil der Kartenpreise behält. Da lohne es sich allenfalls, Plätze, die man ansonsten nicht losbekomme, noch an den Mann oder die Frau zu bringen, teilt eine Bühne mit. Um Münchner Theater großflächig den Augen der Öffentlichkeit zu präsentieren, gab es mal ein Instrument, das an den Litfaßsäulen der Stadt prangte. Das Theaterplakat. Vielleicht könnte man es wiederbeleben, ganzjährig, ohne Marketing-Dachveranstaltung.

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