Lucinda Williams lässt sich nicht so schnellnbeeindrucken. Von einem Schlaganfall genesen tourt die Country-Koryphäe wieder durch Europa. Am 13. Januar schaut sie in München im Technikum vorbei.

Lucinda Williams

Lady Nashville

lucinda williams

Lucinda Williams, die First Lady des Country Folk, im Studio für »Lu’s Jukebox« | © Highway 20, oktober promotion

»Funny how time slips away«, singt Lucinda Williams auf einem gleichnamigen Album voller gecoverter Countryhits aus den Sechzigern frei nach Willie Nelson, der den Song 1961 geschrieben hatte. Lustigerweise sang Williams jenen Klassiker über die Vergänglichkeit der Zeit aber ausgerechnet dann, als diese coronabedingt förmlich stehen zu bleiben schien. Jedenfalls hatte die 2002 vom »Time Magazine« offiziell als »Amerikas beste Songwriterin« ausgelobte Country-Queen 2020 gerade das Album »Good Souls Better Angels« geschnürt, um damit einmal mehr zu jener Straßenkreuzung zurückzukehren, wo der Teufel einst mit der Blueslegende Robert Johnson seinen rockhistorischen Pakt geschlossen haben soll. Doch dann stand die Musikwelt die nächsten zwei Jahre mehr oder minder still. Die Tournee zum Album wurde pandemiebedingt auf bessere Zeiten verschoben. Statt nun aber schicksalsergeben darauf zu warten, versuchte Williams bis dahin auch jene Bühnen am Leben zu erhalten, die infolge der fehlenden Einnahmen einzugehen drohten. Dazu startete die Sängerin im Oktober 2020 eine Konzertreihe, die die zahlreichen Fans online über eine Streamingplattform erleben konnten. Man musste Tickets wie im richtigen Leben kaufen, deren Erlös an beteiligte Clubs ging. Zudem wurden die Konzerte in der Tonträgerserie »Lu’s Jukebox« dokumentiert, sodass die Lucinda-Williams-Gemeinde der Pandemie auch noch sechs herausragende Coveralben zu verdanken hat, die wiederum auch von den einschlägigen Musikmagazinen gefeiert wurden.

Lucinda Williams nutzte nämlich die Gelegenheit, sich in sechs Auftritten und Alben ausschließlich ihren Lieblingsliedern aus fremden Federn zu widmen, beispielsweise Songs von Tom Petty oder von Bob Dylan. Aber auch Lieder der Rolling Stones, Hits von diversen Countrystars aus den Sechzigern und Evergreens diverser Soulgrößen landeten im Repertoire. Und ganz nebenbei nahm Lucinda Williams das vielleicht schärfste Bluesalbum auf, das je als Weihnachtsalbum unterm Christbaum lag, »Lu’s Jukebox No. 5« mit dem bezeichnenden Untertitel »Have Yourself A Rockin’ Little Christmas«. Und da nun die Weihnachtszeit eigentlich bis Maria Lichtmess am 2. Februar dauert, darf man Lucinda Williams’ Auftritt am 13. Januar im Technikum im Münchner Werksviertel in diesem Sinne durchaus auch als weiteres Weihnachtsfest feiern. Nur dass die Sängerin in diesem ihrem Lichtfest auch mit den dunklen Kräften in Songs wie »Man Without A Soul« oder »You Can’t Rule Me« abrechnet.

Denn auch daran lässt die Countryrockerin keinen Zweifel: Die menschenverachtende Politik von Donald Trump und ähnlich gepolten Reaktionären wird sie stets mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln bekämpfen. Und Williams ist eine ausdauernde, starke Kämpferin. Das konnte sie jüngst auch im Kampf gegen die Folgen eines Schlaganfalls belegen, deretwegen sie fünf Wochen auf der Intensivstation Vanderbilt Medical Center in Nashville versorgt wurde. Trotz des gesundheitlichen Einschnitts tourt die 69-Jährige wieder, gleichwohl sie die Gitarre selbst nicht mehr spielen kann. Intime Momente, wie bei ihrem letzten München-Gig im Circus Krone, als die Songwriterin ihre Hymnen einzig und allein auf ihrem Instrument begleitete, werden daher diesmal ein wenig Unterstützung von der Band brauchen. Kurz vor ihrem 70. Geburtstag am 26. Januar 2023 wird Lucinda Williams darum in entsprechender musikalischer Begleitung das Technikum rocken. Und
nicht ohne Grund heißt ein ganz neuer mitreißender Song auf der Tournee dann auch »Let’s Get The Band Back Together«! ||

LUCINDA WILLIAMS
Technikum | Werk 7, Speicherstr. 26 | 13. Jan. | 20 Uhr | Tickets: 089 54818181 | Website

Weitere Vorberichte zu Konzerten in München finden Sie in der aktuellen Ausgabe. Hier geht es zum Kiosk.

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