Sophie Wendt, Lorenz Seib und Helmut Dauner sterben nicht schnell und harmlos im TamS.

Herr Seib, Frau Wendt und Herr Dauner (von oben) wollen dem Tod auf die Schliche kommen © Barbara Westernach

Der antike Held Odysseus stieg noch ängstlich hinab in den Hades, initiiert durch archaische Blutrituale und präpariert mit Ratschlägen des blinden Teiresias für den gruseligen Gang in die Unterwelt. Auch ein bisschen verwirrt, aber bedeutend vergnügter wagen sich die drei Figuren, die Sophie Wendt, Helmut Dauner und Lorenz Seib für ihre Todes-Sterbe-Collage »Wie stirbt man schnell und schön« erfunden haben, hinunter in das Reich des Todes. Das ist auf der mehr breiten als tiefen Bühne des TamS ein Zwischenraum im buchstäblichen Sinn, changiert zwischen Terrarium ohne Tiere, Apartment mit Hausbar und Esstisch und Gartenhaus mit Blumentopfsammlung.

Über eine Leiter kommt er als Erstes hinabgestiegen, der jung gebliebene Rocker des Helmut Dauner im Jeansoutfit und mit zerzausten Haaren samt Kanarienvogel, der im Laufe das Abends das Zeitliche segnet. Zu dünn wird wohl die Luft hier im Grubenbau der Vergänglichkeit. Nicht ganz so lässig der schlaksige Fragesteller Lorenz Seib, der als menschliches Tier gefangen im Pflanzendschungel zunächst sehr aufgeregt um Ausgang bettelt, sich dann aber tiefsinnig ins Geschehen einklinkt. Dritte im Bunde, die schrille Punk-Geisha der Sophie Wendt mit strohblondem Haarschopf, die gesundheitsschädlichen Tee ablehnt, aber umso lustvoller dem Alkohol zuspricht. Zusammen zitieren diese drei gewitzten, dann wieder traumwandlerischen Todesreflektierer Heinrich Heine, Mascha Kaléko, Ödön von Horváth, Henrik Ibsen und viele andere. Literarische Kostproben – manchmal verkürzt auf das Niveau von Kalendersprüchen – über das Sterben, das schon mit der Geburt beginnt, den Tod, der den Menschen zur Nichtigkeit verurteilt, oder die Erinnerung, die am Ende bleibt. Dazwischen singen sie deutsche Volkslieder, italienische Oper, 80er-Jahre-Pop. Proben seltsame Selbstmorde als bizarre Bühnentode oder improvisieren darüber, wie sie – als Schauspieler – für die nächste Szene den viel zu großen Sarg auf die Bühne schaffen. Manche Fragen – Wie ist es das, Sterben? Wohin mit dem toten Körper? Ist das Erbe geregelt? – richten sie über Mikrofon direkt ans Publikum.

Und sie trinken: Das letzte Gelage als skurriler Leichenschmaus, bei dem die Leiche fehlt, die Trinkgemeinschaft umso fester zusammensteht und der eigene Tod auf sich warten lässt. Erst am Schluss, wenn das Licht zum Gesang über den ewigen Schlaf ausfadet, wird es berührend an einem Abend, der ein heiteres, auch charmantes und dabei doch recht harmloses Szenenpotpourri aufbietet. Vergnüglich, auch versöhnlich, aber im ein oder anderen Moment gefühlte vertane Lebenszeit. Die, das lernt man hier ja auch, doch so kurz ist. ||

WIE STIRBT MAN SCHNELL UND SCHÖN
TamS| Haimhauserstr. 13a | bis 27. Juli
Mi bis Sa 20.30 Uhr | Tickets: 089 345890
tams@tamstheater.de

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