Bernadette la Hengst singt gegen die Einfalt im Denken. Gut so.

Bernadette la Hengst| © Jasper Kettner

»Alle meine Werte lass ich mir von euch nicht verbieten«, stellt Bernadette La Hengst im Titelstück ihres neuen Albums klar. Der Titel »Wir sind die Vielen« begegnet dem auf entsprechenden Demonstrationen zur Naziparole verkommenen Ausruf »Wir sind das Volk« mit einer weltoffenen Vorstellung darüber, wer dieses »Wir« überhaupt sein soll. Derweil die hier zurechtgewiesenen AfD-Anhänger nämlich einen ausgrenzenden Wir-Begriff verwenden, der darüber definiert wird, wer nicht dazugehört, offenbart Bernadette La Hengst einen vereinenden Gemeinschaftsbegriff, der aufgeschlossen zunächst alle einlädt. Entsprechend gibt La Hengst diesem Wir nicht nur eine Stimme. Mitunter lässt sie die vielen verschiedenen Stimmen sogar selbst erklingen. Zum Beispiel, wenn sie mit ihrem mobilen Tonstudio, das sie in Anlehnung an die Münchner Band Embryo und deren legendäre Reisen als »Embryo-esken Bus« beschreibt, von Madrid nach Casablanca reist, um mit Menschen vor Ort Lieder zu schreiben und aufzunehmen. Mit Kaffee und Tee hat sie dabei Passanten zum Verweilen gebeten. Manche kamen am nächsten Tag wieder, um gezielt an begonnenen Songs weiterzubasteln.

Einige der so entstandenen Lieder sind auf dem Album zu hören. Andere Stücke entstanden als Kampagnenbeiträge für Klimakonferenzen und werden stimmgewaltig von Kinderchören unterstützt. Und wieder andere Songs dokumentieren Bernadettes Spurensuche nach ihren Eltern in Beirut. Spannend und abwechslungsreich vereint das neue Album die unterschiedlichen Klangwelten, auf die sich La Hengst interessiert einlässt. Weitere Stars ihrer Aufnahmen sind dabei die libanesische Oud-Spielerin Youmna Saba, der Sänger Ezé Wendtoin aus Burkina Faso, die Cellistin Claudia Widemer, der Kinder- und Jugendchor der Oper Bonn sowie die Saxofonistin Samantha Wright und die Posaunistin Sonja Beeh, mit denen La Hengst auch in David Bowies Musical »Lazarus« am Hamburger Schauspielhaus zusammenspielt. Im Münchner Unter Deck werden die beiden Bläserinnen und die Cellistin Bernadette La Hengst unterstützen, wenn sie am 24. April ihr neues, bei Trikont erschienenes Album live präsentiert. Etwas Besonderes! ||

Bernadette La Hengst
Unter Deck| Oberanger 26 | 24. April| 20 Uhr
Tickets: 089 24293711

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